Wir hatten schon einmal besser Jahre. 2020 war irgendwie nix. Und damit meine ich nicht das 0:6 gegen Spanien.
Vieles ist nicht so gelaufen, wie wir es uns zu Beginn des Jahres vorgestellt haben. Wir hatten Ziele, ggf. Vorsätze, auf jeden Fall aber Pläne und Wünsche. Und dann kommt im Frühjahr dieses blöde CORONA, was wirklich kein Mensch gebrauchen kann. Politik und Medizin kommen leicht ins Schleudern, denn der Umgang mit Pandemien ist nun mal nicht „business as usual“. Medizinische Berufsgruppen wie Virologen und Epidemiologien werden zu Medienstars und Politiker nutzen die Chance, sich auf dem Weg zum Kanzleramt gegenseitig zu überholen. Manche nehmen so viel Fahrt auf, dass die Bevölkerung nicht mehr nachkommt und auf der Strecke bleibt.
Jedem von uns fallen viele Dinge ein, die ganz mies waren. Wir alle mussten auf ganz viel verzichten, und für manche Unternehmen ging (bzw. geht es noch immer) ums Überleben. Andere wiederum haben in den letzten Monaten richtig viel Geld verdient, und damit meine ich nicht nur Jeffrey „Jeff“ Preston B. aus L.A. Wir haben aber auch viel gelernt, wie wichtig z.B. Toilettenpapier ist und dass es gut ist zu wissen, was man mit Mehl machen kann. (Obwohl die Bäckereien nie geschlossen waren.)
Wir haben neue Begriffe gelernt, die viele von uns vorher weniger im Repertoire hatten. Wer kannte denn schon „Reproduktionszahl“, „Inzidenzwert“, „Fallzahl“, „Systemrelevanz“ oder „Soziale Distanz“? Später kamen „Herdenimmunität“ und ganz aktuell „Herdenimpfung“ dazu.
Wir waren erschrocken, als wir von dem einen oder anderen den wahren Charakter erkannt haben, denn wir haben Egoisten, Arrogante, Selbstverliebte und Verleugner getroffen. Wir haben aber auch erkannt, dass es Menschen gibt, die wir sonst eher selten auf dem Radar hatten, weil sie einfach im Hintergrund wie selbstverständlich ihren Job machen. Alle Menschen in der Medizin und der Pflege, aber auch alle Dienstleister wie Reinigungskräfte, Ver- und Entsorger*innen und LKW-Fahrer*innen. (Nur um einige zu nennen) Zu Beginn haben wir gedankt und applaudiert, was aber auch ziemlich schnell wieder eingeschlafen ist. Nichts ist so gewöhnlich, als wenn Neues zur Gewohnheit wird. Schade eigentlich.
Wir mussten auch feststellen, dass das „Normale“ nun nicht mehr normal ist. Sich bei Freunden einzuladen, einen lieben Menschen in den Arm zu nehmen, einfach mal abzufeiern. Es mag sehr Vereinzelte geben, die darüber glücklich waren. Der wohl deutlich größte Teil hat darunter gelitten und leidet aktuell heute noch. Daran wird sich auch zu Beginn des nächsten Jahres nichts ändern.
Nahezu alle Unternehmen haben nun gespürt, dass man mit „wir müssen mal über Digitalisierung reden“ keine Videokonferenzen schalten und kein Home-Office einrichten kann. Was jahrelang nicht ging, geht jetzt plötzlich. Mit irrer Geschwindigkeit wurden Rechner angeschafft und Arbeitsverträge überarbeitet. Als alles eingerichtet war stellte man fest, dass Führung in der konservativen Form nicht mehr funktioniert, denn die Mitarbeiter*innen waren plötzlich weg. Da waren wieder die drei Probleme: Keine Kontrolle, kein direkter Zugriff, keine unmittelbare Prüfung der Arbeitsergebnisse. Sorgen über Sorgen, ob die Mitarbeiter*innen die Situation ausnutzen.
Ergebnis: Haben sie nicht! Die Menschen haben sich super positioniert. Nix mit Faulheit, mangelnder Disziplin, Unproduktivität, Demotivation. Auch oder gerade im Home-Office wird äußerst produktiv mit hoher Qualität und Performance gearbeitet. Die Menschen organisieren sich, bringen Familie und Beruf überein und agieren selbständiger, als erwartet. Manche Führungskräfte erkennen das und greifen die positiven Effekte auf. Andere sind arg erschrocken und wünschen sich die alten Zeiten zurück. Nicht vorhandene Präsenz erzeugt Ängste. Obwohl viele Führungskräfte den größten Teil Ihrer Arbeit in irgendwelchen Sitzungen verbringen und nicht bei ihrem Team sind, ist es doch etwas anders. So ganz weg, ohne Kontrolle und ohne direkte Einflussnahme fühlt sich merkwürdig an. Macht abgeben ist nicht einfach. Plötzlich muss man häufiger miteinander reden, Aufträge klarer formulieren und noch schwieriger: Vertrauen in die Mannschaft haben.
Die Führungskräfte, die sich schon in der Vergangenheit mit agilen Methoden und Strukturen beschäftigt haben, können die Aufregung nicht verstehen. Für sie ist es weder Neuland noch eine Herausforderung. Sie können sie bequem zurücklehnen denn sie wissen, wie man mit dezentrale Teams umzugehen hat.
Und wie geht es nun 2021 weiter? Wird alles besser?
Da „alles“ ein subjektiver Begriff ist, gibt es darauf keine objektive Antwort. Aber „alles“ geht sowieso nicht. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass einiges Unnormale nun zur Normalität wird. Nach COVID-19 kommt COVID-20, 21 ff. Aber jeder von uns kann seinen Beitrag leisten, damit das nächste Jahr ein Stück besser wird. Im privaten Bereich sowieso, aber ganz besonders auch im beruflichen Bereich. Die Unternehmen und gezielt die Führungskräfte sind gefordert, die guten Erfahrungen der letzten Monate nicht als „erledigt“ abzuhaken sondern darauf aufzubauen.
Falls Sie für 2021 irgendwelche persönliche Veränderungen planen, sind Sie nicht alleine, denn
„ …laut einer aktuellen YouGov-Umfrage haben rund 34 Prozent der Deutschen Neujahrsvorsätze für das Jahr 2021 formuliert.
Gesünder ernähren (31%)
Mehr Sport treiben (30%)
Mehr sparen (19%)
Umweltbewusster handeln (16%)
Mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen (14%)
Regelmäßig(er) zur gesundheitlichen Vorsorge (11%)
Weniger rauchen / ganz aufgeben (8%)
Weniger Alkohol trinken (6%)
Einen neuen Partner finden (6%)
Rest (7%)
Ich habe keine Vorsätze fürs neue Jahr (39%)“
(https://karrierebibel.de/vorsaetze-einhalten-neujahresvorsaetze/)
Auf der anderen Seite muss man sich überlegen, ob der „Ich-fasse-einen-Vorsatz“-Stress überhaupt Sinn macht. Ein Blick in die Statistik zeigt, warum:

Welche Änderungen der Gesetzgeber für 2021 einführen wird, zeigt der folgende Auszug:
- „Der gesetzliche Mindestlohn steigt zum 1. Januar auf 9,50 Euro pro Stunde. Danach ist eine Erhöhung im Sechs-Monats-Rhythmus vorgesehen.
- Der Solidaritätszuschlag wird zum 1. Januar für 90 Prozent der Steuerzahler gestrichen. Weitere 6,5 Prozent sollen ihn dann nur noch teilweise zahlen.
- Ab dem 1. Januar gibt es pro Kind 15 Euro mehr Kindergeld.
- Ab dem 3. Juli 2021 dürfen keine Produkte aus Einweg-Plastik mehr verkauft werden.
- Ab dem 1. Januar wird pro ausgestoßene Tonne CO2 ein Betrag in Höhe von 25 Euro fällig.
- Ein Liter Benzin beispielsweise verteuert sich laut Bundesumweltministerium somit um 7 Cent.
- Der Beitrag der Verbraucher zur Förderung des Ökostroms steigt auf 6,5 Cent pro Kilowattstunde
- Die Kosten für den Personalausweis steigen für über 24-Jährige auf 37 Euro. Ab dem 2. August 2021 müssen neu beantragte Personalausweise außerdem einen Chip mit zwei Fingerabdrücken enthalten.
- Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigungen werden ab dem 1. Januar digital von den behandelnden Ärzten an die Krankenkassen übermittelt.
- Ab dem 1. Januar können alle gesetzlich Versicherten eine elektronische Patientenakte (ePA) von ihrer Krankenkasse erhalten. Das Angebot ist freiwillig
- Die Grundrente kommt zum 01. Januar für 1,3 Millionen Menschen mit kleiner Rente
- Der Hartz-IV-Regelsatz für alleinstehende Erwachsene steigt ab dem 1. Januar auf 446 Euro pro Monat. 18- bis 24-jährige erhalten 357 Euro, bis zu fünfjährige Kinder bekommen 283 Euro, für Sechs- bis 13-Jährige auf 309 Euro. 14- bis 17-Jährige erhalten 373 Euro pro Monat.
- Der steuerliche Grundfreibetrag steigt 2021 auf 9.744 Euro. Bisher waren es 9.408 Euro pro Jahr.
- Ab 1. Januar gilt wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf die meisten Güter und sieben Prozent auf Waren des täglichen Bedarfs, vor allem Lebensmittel.
- Wer ab dem 1. Januar ein Auto mit hohem CO2-Ausstoß zulässt, muss mehr Kfz-Steuer zahlen.“